Die Landräte Markus Bauer (Salzlandkreis) und Martin Stichnoth (Bördekreis), Hoteliers Lutz Eisfeld aus Bernburg und Roman Behrens aus Haldensleben sowie Michael Fritzsching, Pflegeheimleiter „Am Kurpark“ und Christian Kregelin, Entwickler aus der Loca-App wollen einen möglichen Ausweg aus dem Lockdown zeigen.
Spürbare Entlastung für Restaurantbetreiber, Hoteliers oder andere Gewerbetreibende bei der Erstellung von Kontaktlisten, schnelle und umfassende Möglichkeiten der Kontaktnachverfolgung für das Gesundheitsamt - die luca-App wird aufgrund ihres praxistauglichen und vor allem datenschutzkonformen Konzepts seit einigen Tagen bundesweit als mögliche Anwendung gehandelt, um bei weiteren geplanten Lockerungen den Gesundheitsschutz der Bevölkerung zu unterstützen. Im Salzlandkreis wird die App der Berliner neXenio GmbH bereits seit Ende November vorigen Jahres getestet – mit Erfolg. Gäste des ASB-Pflegeheims „Am Kurpark“ in Bernburg werden seitdem automatisch für eine lückenlose Kontaktverfolgung erfasst.
Deshalb werben die Landräte Markus Bauer (Salzlandkreis) und Martin Stichnoth (Bördekreis) dafür, sie flächendeckend einzusetzen. „Mit dieser App können und wollen wir die Hoffnung derer stärken, die trotz Lockerung des Lockdowns weiterhin ihrer beruflichen Tätigkeit nicht oder nur im geringen Umfang nachgehen können“, sagt Landrat Markus Bauer. Er betont, der Salzlandkreis sei immer offen für Innovationen. Deswegen habe man als einer der ersten Regionen in Deutschland überhaupt die App in Zusammenarbeit mit dem ASB in Bernburg getestet. Damit seien die Voraussetzungen im Gesundheitsamt geschaffen, um die Kontaktverfolgung systematisch auszuweiten. „Das Konzept gibt uns neben den allgemeinen Hygieneregeln und Schnelltests die Sicherheit, die wir bei einer Rückkehr zu einer gewissen Normalität brauchen.“
Sein Landratskollege Martin Stichnoth hatte sich in der vergangenen Woche ein Bild von luca verschafft. Er zeigte sich absolut überzeugt: „Durch die Erfassung von Personendaten können Gesundheitsämter verlässlich und wahrscheinlich zu beinahe 100 Prozent eine effiziente Kontaktverfolgung realisieren. Dank Schnittstellen zu verschiedenen Fachprogrammen können ohne großen zusätzlichen Aufwand Quarantänebescheide und Statistiken erstellt werden.“ Beide Landräte sagen, die Städte und Gemeinden leben von den Gewerbesteuern, die während der Schließungen aufgrund der Corona-Pandemie eingebrochen seien. „Damit unsere Innenstädte nicht vollends aussterben, benötigen die Gewerbetreibenden dringend eine Perspektive“, sagt der Landrat des Bördekreises. Mit Blick auf die Restaurants und Hotel sagt er, diese seien bisher nicht als Hotspots aufgefallen.
Das unterstreichen auch Lutz Eisfeld, Geschäftsführer des SL’otel im Parforcehaus in Bernburg, und Roman Behrens, Inhaber des gleichnamigen Hotel und Restaurant in Haldensleben. Lutz Eisfeld sagt: „Wir sehen uns beim Schutz unserer Gäste auf Augenhöhe mit den Friseuren, dürfen aber weiterhin nicht für die Allgemeinheit öffnen.“ Die App stellt in ihren Augen eine echte Chance dar, schnell wieder öffnen zu dürfen. „Wir haben die Dekoration verbannt, Stellwände besorgt und eine Lüftungsanlage, um das Risiko einer Corona-Infektion zu vermeiden. Mit luca sei nun eine weitestgehend lückenlose Kontaktverfolgung im Fall der Fälle gewährleistet“, erklärt Roman Behrens. Er hatte sich schon im vorigen Sommer gefragt, warum es keine digitale Möglichkeiten wie die von NeXenio gibt.
Die nutzt das Pflegeheim „Am Kurpark“ seit Monaten. Pflegeheimleiter Michael Fritzsching erklärt, die Anwendung stelle eine enorme Erleichterung dar. „Wir müssen für die Registrierung kein Pflegepersonal mehr abstellen.“ Damit spare man viel Zeit. Eine Kontaktnachverfolgung aufgrund eines Corona-Falls war bisher nicht notwendig.
Corona positiv getestete Personen müssen ihre Kontakte dem Gesundheitsamt mitteilen. Vollständige und detaillierte Angaben sind Voraussetzung, um mögliche Infektionsketten zu unterbrechen. Mit der luca können Kontaktlisten ganz einfach digital geführt werden. Die personenbezogenen Daten werden dabei mehrfach über einen QR-Code verschlüsselt und erst nach mehrmaligen Freigaben dem Gesundheitsamt übermittelt, wie Entwickler Christian Kregelin von neXenio erklärt. Der Vorteil: Gewerbetreibende müssen sich anders als nach dem ersten Lockdown im vergangenen Sommer nicht mehr mit handschriftlichen Gästelisten und teilweise falschen Angaben herumplagen. Mit Hilfe einer App oder eines Schlüsselanhängers, für all diejenigen, die nicht über ein Smartphone verfügen, werden die Daten automatisch ausgetauscht. Die App gibt es kostenlos für iOS, Android oder als Web App.
Entwickler Christian Kregelin erklärt weiter, man habe der Bundesregierung das Konzept der Anwendung vorstellen dürfen. Im Gespräch sei mittlerweile, dass alle Bundesländer den Einsatz der App zur digitalen Kontaktnachverfolgung ermöglichen – als Ergänzung zur offiziellen Corona-Warn-App der Bundesregierung. Eine Entscheidung dazu werde kurzfristig fallen. Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern haben sich allerdings jetzt schon entschieden, sie landesweit einzuführen. Seiner Aussage nach sei die Anwendung insbesondere in den vergangenen Tagen über 1 Million Mal heruntergeladen worden. „Das Interesse ist mittlerweile enorm.“ Die neXenio GmbH ist ein Start-up, das sich aus dem Hasso-Plattner-Institut ausgegründet hat.
Das jeweils zuständige Gesundheitsamt ist somit in der Lage, die Kontaktpersonen schnell zu kontaktieren. Sie erhalten ganz einfach eine Mitteilung auf ihr Handy, in den nächsten Tagen auf etwaige Symptome zu achten und sich gegebenenfalls testen zu lassen. „Eine schnelle Kontaktverfolgung ist entscheidend, um mögliche Infektionsketten zu unterbrechen“, sagt Landrat Markus Bauer. Nicht nur zum Schutz der Gesundheit anderer, die sich möglicherweise auch anstecken könnten. Eine Eindämmung sei mit Blick auf die Ressourcen im öffentlichen Gesundheitsbereich sowie mit Blick auf weitere Öffnungen entscheidend. Dafür muss nach den aktuellen Beschlüssen der Bundesregierung sowie der Ministerpräsidenten aber der Inzidenzwert weiter sinken. Dieser Wert gibt an, wie viele Personen sich in den vergangenen sieben Tagen pro 100 000 Einwohner infiziert haben. Hohe Werte erschweren eine schnelle Kontaktnachverfolgung der Gesundheitsämter mit den bisherigen Mitteln.