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Hospiztag in Bernburg in neuem Gewand

Stiftungsdirektorin Daniela Schieke, Bernburgs Oberbürgermeisterin Dr. Silvia Ristow sowie die beiden Musiker Leonie Hoffmann und Leonhard Köhler (v.l.n.r.)


Nach drei Jahren Pause u.a. durch Corona war es an der Zeit, den nächsten Hospiztag der Kanzler von Pfau’schen Stiftung in Bernburg zu veranstalten. Aber wollten die ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Ambulanten Hospizdienstes unter der Leitung ihrer Koordinatorin Kathrin Gisa nur eine Wiederbelebung einer kurzzeitig verlustig gegangenen Tradition oder etwas Neues aus der Taufe heben? Darauf durften alle Gäste des Freitagnachmittags ausreichend gespannt gewesen sein, obwohl die Inhaltsankündigungen des Programms schon durchaus letzteres vermuten ließen.

 

Nach einem kurzen „Ankommen“ an diesem 7. Oktober 22, das man bei einem Glas Wasser oder einer Tasse Kaffee überbrücken konnte, und einer kleinen Andacht mit Gemeindepädagogin Susanne Heinecke sorgten Leonie Hoffmann am Cello und Leonhard Köhler am Konzertflügel für eine musikalische Einstimmung. Ungewohnt, aber unterhaltsam dargebracht, führten im Anschluss die beiden Schülerinnen Antonia Große und Rabia Lore Ekim als Moderatorinnen durch das weitere Programm. So spielten sie gemeinsam das „Märchen von der traurigen Traurigkeit“ (nach Inge Wuthe), luden in der Pause zu Kaffee und Snacks ein, interviewten Stiftungsdirektorin Daniela Schieke und Koordinatorin Kathrin Gisa zum Thema und kündigten dazwischen immer wieder die beiden Musiker Leonie Hoffmann (abwechselnd mit Cello und Flöte) und Leonhard Köhler am Klavier an.

 

Nach der Pause lud Christoph Gilsbach zu einer „lebendigen Begegnung mit dem Tod“ ein - seinem Solo-Pantomimennachmittag „Das LEBEN“. In knapp 60 Minuten regte Gilsbach die Zuschauer und Zuschauerinnen im Saal an, den Tod wieder in ihr Leben aufzunehmen, ihn als Teil von sich selbst zu begreifen, nicht nur, weil sie weiterleben, sondern gerade weil der Tod nicht das Ende ist…

 

Gilsbachs LEBEN ist eine „zeitgemäße Interpretation mittelalterlicher Totentanz-Darstellungen…, um ohne viele Worte einen Raum für eine Auseinandersetzung mit der Trauer zu geben.“ (Webseite) Die Stille im Saal sprach für das faszinierende Pantomimenspiel des Künstlers, der fast ausnahmslos nur mit Gesten sein Publikum in den Bann zog.

 

Im Anschluss war noch Zeit für Gespräche und Fragen. Ein Gast sprach zwei Szenen an, die ihn sehr für das Stück einnahmen: „Ich denke jetzt anders über das Leben und den Tod… Die Angst vor dem Tod wurde mir zwar nicht genommen, aber sie wurde gelindert.“ Auch lobte er den hohen Anspruch der Aufführung mehrmals.

Eine Frau aus dem Publikum erzählte, dass sie die Darstellung des Todes eines Kindes sehr berührte. „Ganz besonders der Moment, als der Darsteller das Kind in den Schoß des Todes legte.“

 

Diese lebendigen Begegnungen mit dem Tod am Ende des Bernburger Hospiztages 2022 waren zweifelsohne auch der Höhepunkt der Veranstaltung, die durchweg als gelungen bezeichnet werden kann. Das neue „Gewand“ passt ausgezeichnet und man darf schon jetzt gespannt sein auf den nächsten Hospiztag.