Die letzten Jahre des Bernburger Parforcehauses waren genauso turbulent, wie die Geschichte der vergangenen Jahrhunderte. Zuletzt diehnte das ehemalige Hotel
seit November 2015 als Flüchtlingsheim, nach zweieinhalb Jahres schloss es wieder. Im Sommer 2018 kaufte Gastronom und Hotelier Lutz Eisfeld das ehemalige Hotel Parforcehaus. Nun will er im
Frühjahr 2020 des Hotelbetrieb zu neuen Leben erwecken und einen weiteren Hotelbetrieb eröffnen.
Die Geschichte des Parforcehauses beginnt im Jahr 1716
Unterhalb der Wippermündung bei Zörnitz lag ein Kohlenumschlagplatz, er gehörte dem Fürsten zu Anhalt. Die Pfönnerschaft Staßfurt (Steinkohleförderung) nutzte diese Kohleumschlagstelle nach Erneuerung der Schleuse in Rothenburg (um 1710). Am 8. Juni unterschreiben der König von Preußen und der Fürst Viktor Amadeus zu Anhalt-Bernburg einen Vertrag, indem Victor Amadeus den Preußen den Platz an der Wipper und verpflichtet sich, daneben einen Gasthof mit notwendigen Stallungen zu errichten. So entsteht 1716 an der Wippermündung eine königlich preußische Kohlenniederlage.
Auch der Bau des fürstlich-anhaltinischen Gasthofes folgt innerhalb der nächsten zwei Jahre. Der Gasthof wurde zwar nach kurzer Zeit wieder geschlossen, um aber ab 1728 wieder dauerhaft zu öffnen. Das Haus weist zunächst nur Stube und Kammer auf, ein Schankraum kommt später hinzu. In den anliegenden Stallungen ist Platz für acht Pferde.
Historische Anzeigen Parforcehaus
1716 entstand an der Wippermündung, an der königlich-preußischen Kohlenniederlage, ein fürstlich anhaltischer Gasthof, indem später ein Schankraum eingerichtet wurde. Das Haus diente auch als Verhandlungsstätte und Ausflugsziel Viktor Friedrichs. Der erste Gastwirt ist der Kohlenfaktor des Wettiner Werkes, Friedrich Beyer.
Zu dieser Zeit legten auch dänische Truppen zwischen Gasthaus und Wipperbrücke längere Rast ein, sie befanden sich gerade auf dem Durchzug nach Süddeutschland. An ihrem Erscheinen nimmt die Bevölkerung lebhaften Anteil; so bildet sich der Name "Dänisches Lager", der kurz darauf auch Amtsfähigkeit erlangt. Der idyllisch gelegene Gasthof wird während der ersten Regierungsjahre Viktor Friedrichs gern als Verhandlungsort und Wanderziel gewählt.
1728 läuft der Vertrag über die Steinkohlenniederlage aus, vier Jahre vergehen, bis der Vertrag in alter Form mit Wirkung vom 20. Juli 1730 erneuert wird, nach 12 Jahren unterbleibt aber eine Erneuerung. Viktor Friedrich wünscht sich nichts sehnlicher, als die Aufhebung der Kohlenniederlage, sie hindert die Durchführung einer glanzvollen höfischen Veranstaltung: den Parforcejagden.
1728 lässt Fürst Victor Friedrich von Anhalt neben dem 1716/18 erbauten anhaltinischen Gasthaus an der Wippermündung das Parforcehaus errichten. Erstmals werden 1728 Parforcejagden des Fürsten abgehalten (bis 1752). Das vorhandene Gasthaus soll in Verbindung mit dem noch zu errichtenden Jagdhaus Treff- und Mittelpunkt der Parforcejagden sein. Zwar lässt sich der preußische König von dem Unternehmen nicht so leicht überzeugen, trotzdem baut Viktor Friedrich 1728 ein Jagdhaus. Es ist sehr klein und bietet nur einem Junggesellen, dem Jäger Wunderlich, Wohnraum. Dieser heiratet 1734 und bezieht eine Wohnung in Aderstedt. Bis 1742 baut der Fürst trotz der Nähe der Wettiner Kohlen-Verkaufsstelle beide staatlichen Häuser weiter aus.
Bis 1752 sucht Viktor Friedrich Erholung in der Jagd. Beide Gebäude, das Gasthaus und das daneben befindliche Parforcehaus, stellen 1754 einen hohen Wert dar. Bis 1752, als die Parforcejagden in Anhalt-Bernburg aufhörten, werden sie in gutem Zustand erhalten, dann verliert das Jagdhaus an Bedeutung und dient nur noch als Fasanerie.
1742 werden beide Gebäude weiter ausgebaut und 1758 wird der Gasthof mit sämtlichen Gebäuden vom Fasanenjäger Schneider genutzt.
1758 wird der Gasthof mit sämtlichen Gebäuden vom Fasanenjäger Schneider genutzt. In der folgenden Zeit bleiben das Fasanenhaus und die Schankstätte dem fürstlichen Jäger unterstellt. Nach Viktor Friedrichs Tode wird das Gasthaus wiederum verpachtet, um die Ausgaben für die Instandhaltung durch bare Einnahmen zu decken.
1765-1770 … / Fürst Victor Friedrich lässt das Gebäude im typisch-bernburgischen Barockstiel zu einem Haus für seine Parforcejagden aus- du umbauen. Allzu lange hatte der Fürst allerdings keinen Gefallen an der Jagd; bereits rund 15 Jahre nach dem Umbau war das ehemals fürstliche Parforcehaus als Gasthaus „Parforcehaus“ bekannt. Diesen Namen trägt das Haus bis heute; trotz verschiedener Aus- und Umbauten hat das Gebäude sein traditionelles Aussehen bis heute kaum verändert. / … / Schon sehr lange hatte die Passage am alten Parforcehaus große Bedeutung. Hier mußten die Handelszüge Rasten und sich der Zollkontrolle unterziehen. / …
Am 8. Mai 1768 stirbt Johann Christian Gebhard, ein Schäfer und Pachtwirt des Parforcehauses, dessen Sohn übernimmt nun die Schankrechte.
Anfang 1780 pachtet Andreas Lutter das Gasthaus. damit beginnt ein neuer Aufschwung. Das Parforcehaus als Jagdhaus verschwindet, unter Parforcehaus versteht man nun das Wohnhaus, die Scheune und die Ställe sowie das Kellergebäude.
Bald erfolgen Erweiterungen der Stallungen. Unter Lutter genießt das Haus einen guten Ruf und zieht viele Liebhaber an, die sich für das Unternehmen interessieren. Der Ausdruck "Parforcehaus" findet zunächst keinen Anklang, das Gasthaus führt auch die Namen "Neuer Gasthof", "In der kleinen Aue", "Bei Zörnitz", "An der Niederlage" oder "Am dänischen Lager".
1803 nennt man Andreas Lutter "Gastwirt am dänischen Lager". Allgemein gebräuchlich wird der Begriff "Parforcehaus" erst im 19. Jh., der Gasthof bleibt bis in das 21. Jh. in Betrieb.
25. September 1850 Christiane Stamm aus Brehna lässt am Parforcehaus Nachmittags um 4 Uhr den zweiten Luftballon steigen, welcher den ersten an Schönheit übertrifft.
11. April 1851 Gastwirt Louis Schaum übernimmt von Kaufmann Friedrich Laute den „Gasthof zum Schwarzen Adler“; das Parforcehaus übernimmt nun Pächter J. C. Boas.
3. November 1863 Am 31. v. M. ward von den bei Verbreiterung des Weges von der Parforcehausfabrik bis zur Schmidtschen Ziegelei beschäftigten Arbeitern dicht am Rübenhause der Zuckerfabrik ein gewölbter Gang entdeckt, welcher sich in die Richtung nach Ilberstedt hinzieht. Man erblickt hierin Ueberreste von Baulichkeiten eines früher an dieser Stätte befindlich gewesenen Dorfes.
19. Juli 1864 Die Chaussirung des Krumbholzes, woran gegenwärtig gearbeitet wird, dürfte voraussichtlich im Herbste, also nach Verlauf einiger Monate, beendet sein. Zu vollenden ist übrigens nur noch die Strecke von der Weinbergsspitze in der Nähe des Parforcehauses bis zum Keltergebäude.
1. Juli 1865 In dieser Woche wird der nach dem Parforcehause führende Promenadenweg im Baue vollendet und dem Publicum der Besuch des beliebten Vergnügungsortes für sie Folge wieder wesentlich erleichtert werden.
12. November 1865 Beim Bau der Straße vom Krumbholzthore nach dem Parforcehause im vorigen Jahre hatte die herzogl. Bau-Verwaltung dicht neben der Chaussee auf mehrere Wiesengrundstücke Baumaterial gelagert, wodurch die Ernte für vergangenes und auch für dieses Jahr auf dem beschütteten Terrain verloren gegangen ist.
9. März 1870 Man denke sich einen Kranz von hübschen Gärten, Etablissements vom Parforcehause bis an den israelitischen Friedhof, von der Horngasse bis an das Ende des Abhanges weit hinter dem Felsenkeller. Unten schöne Sommer-Villen, dann terrassirte Gärten, in denen Pfirsiche und Aprikosen, edles Obst, Nüsse, Wein, Spargel und Melonen bei richtiger Pflege gut gedeihen; hoch oben ein Gartenhäuschen als Lug-in's-Land. Ist Naumburg größer als Bernburg? Warum soll das bei uns nicht im Kleinen sich ermöglichen lassen, was dort im Großen möglich ist? Warum sollte das eine kahle Ufer der Röße sich nicht mit Ziersträuchern bepflanzen lassen? Warum sollten daselbst nicht etliche leer Schwäne billig sich unterhalten lassen. Das könnte es wol kosten, wenn im St. Annenwerder, im Pfaffenbusche und Krumbholze an den Promenadenwegen entlang und namentlich an den Eingängen Zierbäume und Ziersträucher angepflanzt würden? Nachdem die Klippe, genannt Schloßberg, mit schön blühendem Gesträuch bepflanzt ist, würde sich nicht am Abhange des Gottesackers etwas Aehnliches schaffen lassen? Nachdem die Ueberfahrt am v. Pfau'schen Thurme eine stehende Einrichtung geworden, und dieselbe namentlich des Sommers von den Bewohnern des neuen Stadttheiles vielfach in Anspruch genommen wird, kann sich der Magistrat wol nicht gut dem entziehen, daß ein mehrere Fuß breiter Sandweg durch den kleinen Liban hergestellt werde. Bei solchem allgemeinen Bemühen würde auch von der Besitzerin des großen schönen Gartens an der Saale, von der Frau v, Pfau, die Erlaubniß für das Publicum, im Garten zu promeniren, gewiß leicht zu erlangen sein.
10. November 1870 - Zur Beförderung der Anbauung der bei Bernburg in so prächtiger Lage befindlichen Höhen mit ansprechenden Landhäusern, soll zunächst der an der kleinen Aue zwischen der Krumbholzchaussee und der von Waldau nach dem Parforcehause führenden Straße, belegene herrschaftliche Weinberg in Parcellen von 2 - 2 1/2 Morgen für den erwähnten Zweck veräußert werden.
1871 In hiesiger Feldmark, in der Gegend das Parforcehausee bei Aderstedt etc. sind seit einigen Tagen Ingenieure und Feldmesser mit Arbeitspersonal erschienen, um für die auch einen Theil des anhaltischen Gebietes durchschneidende, neu projectirte Bahn Berlin-Frankfurt mit der Nivellierungsarbeit vorzugehen.
6. Juli 1871 Das Betreten des zwischen der Chaussee nach dem Parforcehause und dem Herzoglichen Weinberge belegenen von Siegsfeld'schen Busches wird hiermit bei einer -Strafe von 15Sgr. bis 1 Thlr: verboten.
16. April 1872 Vom hiesigen Männer-Turnvereine ist bei dem Handwerkervereine der Antrag gestellt wurden, beide Vereine zu vereinen. Der Herrschaftliche Lagerplatz am Parforcehaus wird auf die Zeit vom 1. April bis 1878 für den jährlichen Preis von 350 Thlr. an Einwohner des Dorfes Aderstedt verpachtet.
6. Juni 1872 Der Verschönerungs-Vereins-Vorst and hat seit Pfingsten viel gewirkt. Die neuen geschmackvollen Bänke sind an den passendsten Stellen placirt. Auch der neue Weg vom israelitischen Friedhofs nach dem Parforcehause verspricht eine der schönsten Parthien Bernburgs zu werden, da er 5 bis 6 verschiedene schöne Fernsichten bietet. Zum Herbste steht aber noch eine Hauptausgabe bevor: der Ankauf und die Pflanzung von Zierbäumen und blühendem Gesträuche.
10. Januar 1874 Wahlbezirke für die Wahl eines Abgeordneten zum Reichstage. I. Dieser Wahlbezirk umfaßt den östlichen Theil der Bergstadt: Saalplatz, Freiheit, Kugelweg, Wilhelmstraße, die Einsiedelgassen, Lange Straße, Cöthensche Straße, Carl-, Linden-, August-, Hallesche-, Neue-, Stein- und Roschwitzer Straße, Carlsplatz, Kirchweg Nr. 1, 2, 3, 10, 11, Hallesche Chaussee, am Zepziger Wege, Vorwerk Gnetsch, Peißensche Chaussee und Wärterhaus, alte und neue Eisenbahn, Café Anhalt, endlich die Fabriken von Teichmüller, Keßler & Sohn, Siedersleben & Co., Becker & Co., Rolle & Weise und G. Gottschalk. II. Dieser Wahlbezirk umfaßt den westlichen Theil der Bergstadt und zwar: Alle übrigen auf dem rechten Saalufer belegenen, zur Stadt Bernburg gehörigen Häuser und auswärtigen Etablissements. III. Dieser Wahlbezirk umfaßt die Altstadt und sämmtliche auf dem linken Saalufer liegende, zur Stadt Bernburg gehörigen auswärtigen Etablissements, incl. des Parforcehauses, nur mit Ausschluß der Fricke'schen Restauration. IV. Dieser Wahlbezirk umfaßt die Neustadt. V. Dieser Wahlbezirk umfaßt die Vorstadt Waldau.
25. April 1874 Nördlich von unserer Stadt erhebt sich der unter den Namen "Weinberg" bekannte Höhenrücken, welcher östlich Nahe der Saale beginnend, sich bis an der Parforcehaus hinzieht und überall eine herrliche Aussicht auf Bernburg und das Saalethal gewährt. Der westliche, nach dem Parforcehaus zu auslaufende Theil wurde vor einigen Jahren schon zum Bau von Villen von Herzogl. Regierung zum Verkauf gestellt, aber kein Liebhaber fand sich hierzu. Jetzt erfahren wird, daß von einem Anhaltiner und einem Berliner vor einigen Tagen zwei Plätze erstanden sind, auf denen noch in diesem Sommer Villen uns Parks resp. Gartenanlangen entstehen werden. Der Morgen Land soll mit 450 Thlr. bezahlt worden sein. Ganz andere Preise werden für Bauplätze im Oster der Stadt bezahlt. An der Cöthenschen Chaussee kostet der Morgen 1500 Thrl. an der Auguststraße 1200 Thlr. An der ersteren Straße sine neuerdings zwei Pläne verkauft (einer davon 6 Morgen groß) und wird auf denselben demnächst mit dem Bau von Wohnhäusern begonnen werden. So wächst unsere Stadt alljährlich nicht unbeträchtlich; nach angestellten Berechnungen werden in diesem Jahre allein gegen 30 neune Häuser gebaute werden. In der That sehr erfreulich.
8. September 1876 Wegen Pflasterung einem Theiles der Straße zwischen dem Parforcehause und Bernburg wird diese Straßenstrecke für die Fahrpassage bis auf Weiteres hierdurch gesperrt und dieselbe über Waldau gewiesen.
18. Februar 1877 Von einem Bewohner Adersedts war eine Wette eingegangen, von der Krumbholzstraße aus bis zum Parforcehaus die Strecke hin und zurück mittels eines Velecipodes in 20 Minuten zurückzulegen, durch die im Krumbholz noch bestehende Flut mitten hindurch. Der Wettende hatte jedoch verloren, da er unterwegs vielleicht in eins der Löcher geriet und mit seinem zweirädrigen Fahrzeuge Schiffbruch erlitt, so dass er stark durchnässt den Rückweg antreten musste.
1. Januar 1879
Wilhelm Ohlhoff übernimmt das Parforcehaus, Fritz Welz übernimmt Hotel Saupe.
29. Juni 1880 Bernburg-Cönnern und Bernburg-Calbe, zunächst für Vergnügungstouren, denen sich auch regelmäßiger Personenund Güter- ev. Gepäckverkehr anschließen sollte. Auch Kahnschleppdienst könne durchgeführt werden. Zusammen mit den Bernburger Unternehmern und Kaufleuten Rienecker, Söhns und Plötz hatte Huss den Schraubendampfer MERKUR angemietet. Am 8. August kündigte der "Dampfschifffahrtsverein Bernburg" die Aufnahme der Fahrten für diesen Tag an. die Merkur fuhr im halbstündigen Pendelverkehr zum Parforcehaus. Da aber der erhoffte Erfolg ausblieb, kam ein Ankauf der Merkur nicht zustande. Erst ab 1894 lässt sich regelmäßiger Fahrgastverkehr nachweisen.
1897 Eine besondere Belustigung hat der Wirt des Parforcehauses für die bei ihm verkehrende Jugend bis zu 16 resp. 18 Jahren dadurch geschaffen, daß er auf dem an seinem Gartenlokal anstoßenden Feldgrundstück für die Sommersaison einen kleinen „Hippodrom“ eingerichtet hat.
1905 Das hiesige Restaurant zum Parforcehaus am Einfluß der Wipper in die Saale feiert auch jetzt sein Jubiläum, es wurde im Jahre 1725, also vor 180 Jahren als Jägerhaus vom Fürsten Victor Friedrich (regierte von 1721-1765) erbaut und am 1. November desselben Jahres gelegentlich einer großen Jagd eingeweiht.
1920 Ein größeres Schadenfeuer legte vergangene Nacht die Scheune, Stallungen und Nebengebäude des Gartenlokals „Hubertusgarten“ (Parforcehaus“ in Asche. Das Feuer wurde gegen ½ 1 Uhr von vorübergehenden Leuten bemerkt und der Besitzer des Grundstückes von ihnen geweckt. Viel war jedoch nicht mehr zu retten, die Scheune und Stallungen brannten mit den Heu- und Strohvorräten völlig nieder.
1993/94 wird das Parforcehaus vollständig saniert und restauriert und durch einen Hotelneubau (Vier-Sterne-Hotel) mit 105 Zimmern (164 Betten), sieben Suiten und Tagungsräumen für kleine Gruppen und für Konferenzen bis 135 Personen erweitert.
17. September 1993 Gleich zweimal wird auf Baubeginn angestoßen: Am Vormittag Grundsteinlegung auf der Baustelle des Neubaus in der Friedensallee 3 (Volksbank) und zum anderen in der Aderstedter Straße Grundsteinlegung des neuen Parkhotels Parforce-Haus.
18. September 1993 „Vom Jagdhaus zum Hotel mit 113 Zimmern an B 185
Der künftige Chef-Koch des im Parforce-Haus neu entstehenden Restaurants gab
gestern eine Kostprobe seines Könnens. Nach der feierlichen Grundsteinlegung konnten die Gäste sich mit Linsensuppe aus der Gulaschkanone stärken. Das 1723 erbaute Haus wird in den unteren Räumen bald ein Restaurant beherbergen, in der oberen Etage sind fünf Räume für Konferenzen und andere größere Veranstaltungen geplant. Ein Hotel mit 113 Zimmern soll auf dem Gelände des Parforce-Hauses entstehen, gab Gert-Roland Müller, einer der Geschäftsführer der D&M-Hotelgewerkschaft, die das Hotel betreiben will, Auskunft. Entstanden war das Haus vor über 200 Jahren auf einem Kohlenplatz, erklärte Müller. „Es wurde als fürstliches Jagdhaus errichtet. Hier in der Gegend wurde ja früher viel gejagt.“ Aus dieser Zeit stammen auch noch der Name des Hauses. Parforce-Jagd bedeutet Hetzjagd. „Der Name des barocken Gebäudes hielt sich im Volksmund so lange, also behalten wir ihn auch bei“, erklärte Thomas Dunkel, der zweite Geschäftsführer.
Vor der Wende hatte sich das Haus in Rechtsträgerschaft der Hochschule Köthen befunden und wurde von der Zivilverteidigung genutzt, bis es in den Besitz des Landes Sachsen-Anhalt überging. Von dort erfolgte dann auch eine erste Ausschreibung, nach der die D&M-Hotelgesellschaft auch den Zuschlag bekam. Doch dann verzögerte sich der Baubeginn erheblich, denn die Stadt Bernburg hatte einen Rückführungsanspruch auf das Haus gestellt, der zu ihren Gunsten entschieden worden war. Die Stadt schrieb erneut aus. Dunkel und Müller machten wieder das beste Angebot und bekamen das Parforce-Haus mit angrenzendem Gelände endgültig. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude müsse saniert werden, so Müller. Das gehe so weit, daß eine neue Trägerkonstruktion eingezogen werde. Auch ein neues Dach und neue Fenster brauche das betagte Gebäude. Am 20. Dezember sollen diese Arbeiten abgeschlossen sein. Der größte Teil des Hotelgebäudes wird allerdings der neu erbaute Trakt hinter dem alten
Baukörper sein. Mit einem Zwischenbau aus Glas schließt er sich direkt an das Parforce-Haus an.
In dem neuen Gebäude werden die Besucher neben den Zimmern Sauna und Massageräume finden. Auch ein Swimmingpool ist auf dem Gelände geplant. Ebenfalls für die sommerlichen Temperaturen ist ein Biergarten konzipiert. Spätestens Anfang Juli sollen die ersten Gäste in dem Hotel übernachten können. Bei dem Tempo, das die Baufirma im Moment vorlegt, könne das vielleicht schon eher der Fall sein, so Müller.“
23. Dezember 1993 „Richtfest für Parkhotel / Einweihung am 1. Juni 1994? / Köhnlechner will Praxis eröffnen
Nach nur viermonatiger Bauzeit wurde gestern beim Parkhotel „Parforce-Haus“ in Bernburg Richtfest gefeiert. Trotz der dreiwöchigen Frostperiode liegt der Neubau des Bettenhauses noch genau im vorgesehenen Zeitplan. Die Bauherren hoffen, den Hotelkomplex am 1. Juni einweihen zu können. „Wir lassen das 1723 als fürstliches Jagdhaus errichtete Gebäude wieder in einem möglichst originalgetreuen Zustand herstellen“, erklärt Bauherr Gert-Roland Müller. Zukünftig sollen im Erdgeschoß des ehemaligen fürstlichen Jagdhauses die gesamte Restauration für das Hotel und eine Bierstube untergebracht werden. Im Obergeschoß werden vier Konferenzzimmer und ein Gesellschaftsraum für 60-Personen untergebracht. „Im Hotel wird eine Firma ihren Sitz haben, die Seminare zur Unternehmensführung anbietet und deshalb auf geeignete Räumlichkeiten angewiesen ist“, informierte Müller. Neben Seminar-Teilnehmern sollen vor allem Geschäftsleute nach dem Willen der Bauherren in den 110-Zimmer-Hotel übernachten.
„Das zweite große Standbein sollen Kurgäste sein“, berichtete Müller. „In unserem Hotel wird der bekannte Naturheilkundler Manfred Köhnlechner eine Praxis eröffnen.“ Müller räumt aber ein, daß Köhnlechner nur in den ersten Wochen regelmäßig in der Praxis selber behandeln wird. Danach soll nach Müllers Informationen ein junger Bernburger Mediziner, nachdem er von Köhnlechner in München noch mehrere Monate speziell in Naturheilkunde ausgebildet wurde, die Leitung der Praxis übernehmen. Geplant sind in Bernburg Frischzellenkuren, Frauenheilkunde, Krebsnachsorgebetreuung und Kuren gegen Herz-Kreislaufbeschwerden. „Von dreitägigen Kurzkuren bis zu vierwöchigen Aufenthalten wird das Parkhotel alles im Angebot haben“, sagt der Bauherr. Zugkraft verspricht sich Müller in diesem Zusammenhang auch von dem Namen „Köhnlechner“.
26. April 1994 Die Naturheilkunde erfreut sich im westlichen Teil Deutschlands schon lange großer Beliebtheit. In der ehemaligen DDR war sie als Scharlatanerie schrien, Heilerfolge wurden meist nicht anerkannt. Seit der Wende nehmen Ost-Patienten, die in Naturheilmethoden die einzige Alternative gegen Beschwerden sehen, oft lange Anfahrtswege in Kauf, um sich entsprechend behandeln zu lassen. Doch das ist bald nicht mehr notwendig. Am 1. Juni eröffnet der Münchner Prof. Dr. Manfred Köhnlechner in Bernburg ein Naturheilkunde-Zentrum. Die Praxis soll in dem noch im Bau befindlichen Hotel „Parforce-Haus“ an der Aderstedter Straße in Bernburg untergebracht werden. Stationär zu behandelnde Patienten können sich im Hotel einmieten. Sanatoriumsatmosphäre ohne das „sterile Weiß“ wird angestrebt. Spaziergänge im angrenzenden Landschaftsschutzgebiet der Saaleaue bieten zusätzlich Entspannung.
28. Mai 1994 Am 2. Anhalt-Tag in Bernburg nehmen 2 000 Besucher teil. Nach 8-monatiger Bauzeit wird das Parkhotel "Parforce-Haus" eröffnet.
Seit 2001 läuft das Parkhotel "Parforcehaus" unter Johannes Gather, eigentlich Doktor der Zahnmedizin, der es aus der Insolvenz holte.
2004 Tag der offenen Tür: Exklusiver Blick in noble Zimmer im Parkhotel; Eigentümer will Haus samt Gastronomie den Bernburgern näher bringen
Dr. Johennes Gather
01. Dezember 2015 Gewerbeänderung, dass Parkhotel wird Flüchtlingsunterkunft für zunächst 200 Flüchtlinge, nach Anschluss an das öffentliche Abwassernetz und bauliche Maßnahmen zur Sicherheit wie Brandschutz sollen bis zu 392 Flüchtlinge untergebracht werden. Mieter ist der Salzlandkreis.
April 2018 - Flüchtlingsunterkunft wird geschlossen
Juli 2018 - Lutz Eisfeld kauft ehemaliges Hotel
Materialsammlung des Stadtarchivs Bernburg (Saale) - Parforcehaus